in den Klassen 9 und 10 (Gymnasium Niedersachsen)

aktualisiert am 9. 2. 05







Struktur des WP in Niedersachsen

In Niedersachsen kann die Gesamkonferenz der Schulen die Einführung einer Stundentafel mit Wahlpflichtunterricht in den Klassen 9 und 10 beschließen.

Der Schüler wählt am Ende der Kl. 8 entweder eine neue Fremdsprache (mit 4 Wostd.) oder 2 Fächer Wahlpflichtunterricht á 2 Wostd., die zusätzlich zum normalen Pflichtunterricht erteilt werden. Innerhalb dieser 2 Jahre soll das WP-Fach nicht gewechselt werden.

Die Gruppengrößen im WP sollen deutlich kleiner als normale Klassenstärken betragen, um projektartigen Unterricht in angemessener Weise zu ermöglichen. Gruppenstärken von 12 - 15 Schülern sind optimal.

 

 

Weshalb überhaupt Wahlpflicht?

Wie kann Schule die Schüler auf die Anforderungen der Welt, v. a. der Berufswelt von morgen vorbereiten?
1. Die täglich steigende Informationsflut erfordert mehr denn je, das Lernen zu lernen
2. Modernes Arbeiten erfordert Teamfähigheit; Einzelkämpfer sind nicht mehr leistungsfähig genug und deshalb in vielen Bereichen nicht mehr gefragt.
3. Auch in Firmen arbeiten heute Teams selbständig an Projekten: das erfordert fachübergreifendes Denken über die eigene Disziplin hinaus.
Diese Ziele sind im Pflichtunterricht nur schwer zu verwirklichen:
1. Die Rahmenrichtlinien geben abzuarbeitende Inhalte vor, die in der Regel nur wenig Raum für Vertiefungen und eigene Lernorganisation erlauben. Die Folge ist häufig ein vom Lehrer weitgehend „vorgedachter“ und deshalb für den Schüler wenig kreativer Unterricht. Wir haben deshalb in der Regel auch nicht die Muße, Experimente geduldig zu wiederholen, bis sie in sinnvoller Weise klappen. Da geben wir lieber Planung und Tips vor, damit wir nicht zuviel Zeit verlieren. Eine selbständige Planung mit allem, was dazu gehört (selbstorganisiertes Lernen) ist da kaum möglich.
2. Die Fachgebundenheit gerade am Gymnasium führt bei den Schülern zu einem eigenartigen Schubladendenken: Bio ist Bio, und da hat weder Mathematik, Chemie oder gar Religion etwas zu suchen.
3. Wir arbeiten gerade in der Sek.I. in 45-min-Häppchen. Es ist kaum möglich, längere Zeit mal einen Gedanken, eine Frage in Ruhe angehen zu lassen, sich Zeit zu lassen!
4. Unsere Klassen werden gerade in der Sek. I immer größer.
Schülerübungen werden in Gruppen von 28 - 33 Schülern immer schwieriger durchzuführen und deshalb immer mehr die Ausnahme als die Regel im Unterricht.


Was kann da der Wahlpflichtunterricht leisten?
1. Wir haben dort die Zeit, kleine Gruppen längere Zeit an einem Thema arbeiten zu lassen. Kein Druck der zu erfüllenden Inhalte drängt uns
2. WP-unterricht ist (bzw. kann) zum größten Teil projektorientiert (sein), damit ist er fast zwangsläufig fachübergreifend
3. Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, in Doppelstunden zu unterrichten und diese epochal zu blocken, also mal den ganzen Nachmittag zu nehmen und dafür die Stunden der nächsten Woche ausfallen zu lassen.
4.Vor allem: Wir haben kleine Gruppen mit 12 - 17 Schülern!
Welche grundlegenden Ziele hat für uns in der Biologie der WP-Unterricht?
Ziel darf es n i c h t sein, mehr biologisches Wissen anzuhäufen.
Für das Lernen von Fakten ist der Pflichtunterricht bestens geeignet. Dazu brauchen wir keinen WP - abgesehen von den Problemen, die es bereitet, wenn Schüler in der Sek.II Fakten-Vorkenntnisse aus dem Wp-Unterricht haben, die anderen fehlen.

Ziel ist vielmehr, die Entwicklung der Fähigkeit zum eigenverantwortlichen selbstorganisierten naturwissenschaftlichen Arbeiten

Zum Thema Eigenverantwortlichkeit gehört es z. B. auch, die Verantwortung zu übernehmen für Gerätschaften, die für eigene Exkursionen ausgeliehen werden und - vor allem - für die Pflege der Versuchstiere.
All das kann immer wieder mal auch im Pflichtunterricht geübt werden.
Aber im Wahlpflichtunterricht wird es durchgängiges Prinzip!
Im WP-Unterricht hängt der ganze Unterricht, die Arbeit einer ganzen Gruppe daran. Die Schüler merken: Wenn sie ihre Ergebnisse/ihr Material nicht mitbringen, wenn auf sie kein Verlass ist, dann ist die Arbeit der ganzen Gruppe blockiert, dann müssen sie eben einen Nachmittag Arbeit anhängen. Das hat - früher oder (häufiger) später - zumeist Effekt.
Die Forderung an die Schüler-Selbstorganisation: die Organisation von Experimenten, ihre Planung bedeuten Materialplanung, Zeitplanung, Absprachen mit anderen. Auch bezüglich des Klebers, der mitgebracht werden muss.
Schule muss heute offenbar auch solche Aufgaben übernehmen, die früher vielleicht eher in der Familie gelernt wurden: sich ein Ziel zu setzen und s e l b s t , das Ziel vor Augen, die Verwirklichung organisieren.
Reicht zum Training nicht eine Projektwoche im Jahr aus?
Nein.
Die Aufgabe ist gewaltig, nicht mal so eben punktuell zu erledigen:
Standardsituation in Projektwochen: einige wenige Schüler schmeißen den ganzen Laden. Für sie ist diese Woche hocheffektives Lernen. An der großen Zahl aber geht die Woche spurlos vorüber, sie bleibt rein passiv und rezeptiv.

 

 

Konzept des WP-Unterrichts Biologie am Ratsgymnasium Stadthagen (RGS)

Grundansatz unseres 4-teiligen Konzeptes (für jedes Halbjahr ein Thema) sind die Defizite, die wir bei unseren Schülern beobachtet haben: die Unfähigkeit zum selbständigen selbstorganisierten Arbeiten, das Durchhalten an einem Thema, bis es befriedigend abgeschlossen ist.

Deshalb versuchen wir, im Verlauf der zwei zur Verfügung stehenden Jahre diese Selbständigkeit und Fähigkeit zur Planung und Arbeitsorganisation systematisch aufzubauen: Im ersten Halbjahr sind es nur einige kleine Unterrichtsphasen, in denen die Schüler in Kleingruppen völlig selbständig eine Aufgabe erledigen. Im 2. und 3. Halbjahr nimmt dieser Anteil zu. Im 4. Halbjahr (unserem „Forschungssemester“) bearbeiten Schülergruppen von max. 4 Schülern übe rein halbes Jahr selbständig (mit dem beratenden Lehrer im Hintergrund) ein selbstgewähltes biologisches Thema incl. Literatursichtung (soweit das in dieser Altersstufe möglich ist), Versuchsplanung und -organisation, Durchführung, Auswertung und Präsentation im Plenum. Im Grunde handelt es sich um eine dem Alter angepasste Form von Facharbeit.

Die Erfahrungen aus 6 Jahren haben gezeigt, dass die Schüler, die diesen Turnus durchlaufen haben, bei der Bewältigung der Facharbeit in Biologie (zu einem völlig anderen Thema!) erheblich weniger Schwierigkeiten hatten als diejenigen, die keinen WP Biologie gewählt hatten.

 

 

Kursfolge am RGS

1. Lebenslauf eines Baches

2. Verhalten von Tieren

3. Lebensmittel

4. Das Forschungssemester

 

 

Näheres zu den Kursinhalten

Themenvorschläge für das Forschungssemester



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